Diskussion

DocBook ist ein stabiler, ausgereifter Standard mit einer reichen Auswahl an Tools. Die große Auswahl an Markup-Elementen ermöglicht die Erstellung komplexer Dokumente auf einer hohen Abstraktionsebene. DocBook-Dokumente können in hoher Qualität in eine Reihe wichtiger Ausgabeformate konvertiert werden.

Andererseits gibt es keine allseits überzeugende Lösung zum Erstellen und Bearbeiten von DocBook-Dokumenten. Entweder wird der Benutzer direkt mit XML-Markup konfrontiert (Emacs), oder die Benutzung des Programms ist umständlich (Low-end XML Editoren), oder es handelt sich um hochspezialisierte und teure Lösungen (Arbortext Epic), oder es steht nur ein Teil der DocBook-Funktionalität zur Verfügung (Konvertierung aus Word, Corel, FrameMaker). Grundkenntnisse in XML sind letztendlich erforderlich, um als Autor mit DocBook zu arbeiten.

Der Standard ist umfangreich und komplex. Die Tools sind oft schwer zu installieren und nicht gerade intuitiv (Java, TeX). Für den effektiven Einsatz müssen oft Stylesheets angepasst werden, so dass auch Kenntnisse in XSLT empfehlenswert sind (auch wenn diese nicht bei den Autoren liegen müssen). Möglicherweise muss auch die DTD selbst angepasst werden. Alles in allem erfordert der Einsatz von DocBook erhebliche Vorarbeit, bevor das erste Dokument zur vollen Zufriedenheit in mehrere Zielformate konvertiert ist. Diese Vorarbeit wird in vielen Szenarios ein großes Argument gegen DocBook sein. Tendenziell lohnt sie sich mehr, wenn große Mengen an Dokumenten verarbeitet werden, oder wenn mehrere Autoren eine zentral aufgesetzte Infrastruktur nutzen können.

DocBook ist Teil der Schnittmenge aus den Anwendungsbereichen „technische Dokumentation“, „Single Sourcing“ und „Textmarkup mit XML“. Abschließend soll ein Blick auf einige andere Anwendungen aus diesen Bereichen geworfen werden.

TeX

Das TeX-Satzsystem von Donald Knuth ist besonders unter Akademikern beliebt und für seine hochqualitative Druckausgabe bekannt. Für andere Zielmedien ist es allerdings nicht gut geeignet. Die Konvertierung in andere Formate ist schwierig, da TeX-Dokumente eine sehr komplexe Mischung aus Inhalt, Layoutinformationen und Makro-Programmcode sein können.

texinfo

texinfo basiert auf TeX. Es wurde vom GNU-Projekt als Ersatz für die UNIX-Manpages entwickelt und ist eine sehr saubere, gut von Hand zu schreibende Markup-Sprache. texinfo besitzt nicht den semantischen Reichtum von DocBook, ist aber laut [Robbins2002] eine gute Alternative.

FrameMaker

Die Software der Firma Adobe ist die wichtigste kommerzielle Alternative zu DocBook im Bereich der technischen Dokumentation.

XHTML

Die XML-Version der Standardsprache des Webs vereint die Vorteile von XML mit einem hohen Bekanntheitsgrad und vielen guten Tools. Auch wenn die gängige Webdesign-Praxis anders aussieht, ist es möglich, mit XHTML und CSS sehr sauber zwischen Inhalt und Struktur zu trennen. Auch das Publizieren für verschiedene Medien — insbesondere Web und Print — ist inzwischen mit CSS sehr gut möglich. Die nächsten Generationen der beiden Sprachen (XHTML 2.0 und CSS3) werden weitere Verbesserungen bringen. Damit wird XHTML einige Bereiche abdecken können, in denen bis vor Kurzem noch eine andere Lösung nötig war. Für umfangreiche Dokumente, und bei Bedarf nach umfassenden Metadaten, stellt XHTML allein aber weiterhin keine befriedigende Lösung dar.

TEI

Diese DTD der Text Encoding Initiative ([TEI]) stammt wie DocBook noch aus SGML-Zeiten, ist ausgereift und bewährt, und ist gut mit Tools versorgt. Sie wurde für das Markup literarischer Texte entwickelt und bietet besonderes Markup für linguistische Zwecke.

XML Spec

Diese DTD wurde vom W3C für die Veröffentlichung der XML-Spezifikation entwickelt und wird seitdem dort für Spezifikationen und Technische Berichte verwendet. Es gab kurzzeitig Bestrebungen, sie auch außerhalb des W3C zu etablieren. Die DTD ist in [XMLSpec] dokumentiert.

Entwicklung einer eigenen DTD

Wenn ein sehr eingeschränktes, spezialisiertes Vokabular benötigt wird, und das erforderliche XML-Fachwissen vorhanden ist, dann kann die Entwicklung einer eigenen DTD eine gute Lösung sein. Diese lässt sich genau auf die eigenen Bedürfnisse zuschneidern.